ERFA Kreis oder warum ich nicht zum bloggen komme

Zwölf Zunftkollegen bei den Frische-Bäckern in Orlishausen

  • Austausch: In der Bäckerei Süpke Sömmerda/Orlishausen schauen sich Bäcker eines Erfahrungskreises aus Bayern und Baden-Württemberg um. Beide Seiten profitierten von dem Erfahrungsaustausch. Foto: Ina Renke
Der Thüringer Schmandkuchen bekam etwas aus den alten Bundesländern übergestülpt . Die Idee, Streusel und Mandeln gleich „zusammenwachsen“ zu lassen, stammt aus einer Heidelberger Backstube und wurde am Dienstag bei den Orlishausener Frische-Bäckern ausprobiert.

Orlishausen. Druckproben der Brote, Geruchsproben des Schokoladenkuchens, Geschmacksproben des Eierlikörkuchens und dazu in der Nachtschicht wie in den Verkaufsstellen mit Bedacht ausgefüllte Fragebögen sowie vor allem viele, viele Fragen. Zwölf Kollegen des Jhd-Erfa-Kreises/ Slow Baking aus ganz Deutschland führen nun bei den Frische-Bäckern in Orlishausen ihren Erfahrungsaustausch durch. „Wir tauschen dabei Technologien, Rezepturen und auch ehrliche Kritik aus und jeder nimmt etwas davon für seinen Betrieb mit“, begründet der Leiter des Kreises, Helmut Schön, Sinn und Nutzen der gegenseitigen Backstuben-Besuche. Dass dafür Bäckermeister und -gesellen quer durch die Republik reisen, macht Sinn. „Denn nur, weil wir weit genug auseinander sind, sind wir frei von unmittelbarem Konkurrenzdruck.“ Und dafür umso offener für neue Eindrücke. Hier im Osten, weiß der Leiter des Erfa-Kreises, seien etwa die Obst-Schmandkuchen etwas Besonderes. Nicht nur Wolfgang Prager aus Augsburg wolle dies nun auch zu Hause ausprobieren und seinen Kunden anbieten. „Das muss man ja neben traditionellen Produkten auch tun. Und darum sind wir immer auf der Suche nach Neuem.“ Die Bäckerfamilie Frisch aus Heidelberg will den locker-flockigen Eierlikörkuchen auf jeden Fall nachbacken. Und weiß nun auch, wie man den Schokoladenkuchen noch schokoladenfarbiger hinbekommt. Dafür gaben Vater Wolfgang und Tochter Sabine ihrerseits den Tipp mit den Mandel-Streuseln weiter. „Und vom jüngsten Erfahrungsaustausch in München brachte ich das Rezept für Kleinteile aus Linzer Mürbeteig mit“, verriet gestern der Orlishausener Hausherr Wolfgang Süpke. „Die daraus hergestellten Sterne haben wir in der Weihnachtszeit richtig heftig verkauft. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die weiter helfen.“ Wie die von vielen Teilnehmern ehrlich bestaunten Selbsteinschätzungen und -benotungen der Frische-Bäcker, die an den modernen Öfen prangen und mit Rückmeldungen aus den Filialen ergänzt werden. Und auch, wenn sich die eine Schicht für die Apfeltaschen, die die Füllungen verloren, ganz selbstkritisch nur eine 3 gab, bringt es im Endeffekt doch den Betrieb weiter und für die Kunden gute Qualitäten. „Diese Idee gefällt mir sehr gut. Auch, weil man auf diesem Weg die unmittelbare Verbindung zu den Filialen und damit den Kunden hat“, stellte Ronny Syring von der Brotmanufaktur Schmidt aus München gleich Überlegungen an, wie man dies wohl übernehmen könne. Heute ist im strammen Erfahrungsaustausch- Programm die Manöverkritik angesagt. Haben die Gastgeber davor Angst? „I wo,“ versichert Wolfgang Süpke. „Und man kann ja immer wieder nur dazulernen.“

Quelle: Sömmerdaer Allgemeine